Solo: A Star Wars Story wurde in den letzten Wochen oft als “Film, nach dem niemand gefragt hatte” bezeichnet. Zu sehr befürchtete man, dass der Mythos des Weltraumcowboys an Kraft verlieren würde, wenn man jedes Detail seiner Vergangenheit beleuchten würde.
Zudem bot die Story naturgemäß nicht viel Spannendes – weiß man doch längst vorher, dass der Held und sein Kumpel Chewbacca das Abenteuer unbeschadet überstehen werden. Ein weiterer großer, wenn nicht sogar der größte Kritikpunkt im Vorfeld, war der Schauspieler selbst, welcher die junge Inkarnation Harrison Fords darstellen würde. Alden Ehrenreich weist nämlich nur wenig Ähnlichkeit zu dem altbekannten Haudegen auf.
All diese Befürchtungen waren jedoch aus meiner Sicht unbegründet. Natürlich bietet der Film dem Kenner der Materie nichts allzu viel neues. Es werden die schon bekannten Details aus Hans Vergangenheit nacheinander abgearbeitet, so wie es auch zu erwarten war. Dies wird jedoch mit einer strukturierten Klarheit getan, wie ich es vor allem bei The Last Jedi, aber auch teilweise bei Rogue One schmerzlich vermisst habe. Zu sehr wollte man sich bei diesen Filmen mit einer vielschichtigen Handlung verkünsteln, zu oft hat man deshalb den roten Faden in ärgerlichen und unnötigen Nebenhandlungen verloren. Solo stattdessen fühlt sich von der ersten Minute an, wie ein klassischer Star-Wars-Film. Dies ist sicher auch der Regie von Ron Howard zu verdanken, der der gleichen Ära entstammt, wie die ursprüngliche Trilogie.
Zudem finden sich immer wieder auch Querverweise und Anspielungen zum sogenannten EU, also dem Expanded Universe. Damit ist alles gemeint, was Bücher, Comics und Videospiele im Bereich Star Wars hervorgebracht haben, bevor das Franchise von Disney übernommen wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurde nämlich dieses EU aus dem offiziellen Kanon gestrichen und von nun an unter dem Label Legends vermarktet. Dass jedoch nicht alles aus dem EU schlecht war, das scheinen die Disney-Gewaltigen jetzt langsam zu erkennen. Immer wieder schafft es ein Charakter oder ein Begriff aus dem Expanded Universe in den offiziellen Kanon und somit auch in die Filme. Und so auch bei Solo. Mehr soll hierzu nicht verraten werden, um potentiellen Zuschauern die Überraschung nicht zu nehmen.
Kommen wir nun zu der Performance von Alden Ehrenreich. Was gab es im Vorfeld nicht an Petitionen und Protesten zur Verpflichtung des 28-jährigen Darstellers. Ich muss zugeben, auch ich gehörte zu den Skeptikern. Ehrenreich sieht nun einmal nicht aus, wie der junge Harrison Ford. Stattdessen hatte ich mir wie viele andere auch Anthony Ingruber gewünscht. Dieser junge Kanadier weist zu einen eine frappierende Ähnlichkeit zu Ford auf. Zum anderen ist eine „Han-Solo-Impression“ auf YouTube von ihm berühmt geworden, in der er die Mimik und Gestik des beliebten Schurken nahezu perfekt nachahmt. Das hat ihm 2015 sogar eine Rolle im Film Für immer Adaline eingebracht, in dem er die jüngere Variante von Harrison Ford verkörpert.
Wie dem auch sei, die Produzenten haben sich für Ehrenreich entschieden, der natürlich mehr Schauspielerfahrung vorweisen konnte. Aber kann er auch Han Solo? Das war die große Frage.
Um diese gleich zu beantworten: Ja, er kann. Anfangs ist es noch etwas ungewohnt, ihn in dieser Rolle zu sehen. Aber spätestens nach einer halben Stunde achtet man gar nicht mehr darauf, dass hier nicht Harrison Ford zu sehen ist. Dabei ist es gut, dass er nicht versucht, sein Vorbild zu imitieren, denn Ehrenreich macht die Rolle zu seiner Rolle. Und trotzdem blitzt immer wieder ein Stück „echter Solo“ durch.
Ein kleines Bonbon für den deutschen Zuschauer: Es wurde ein Synchronsprecher gefunden, der fast wie eine jüngere Variante von Wolfgang Pampel klingt, also dem deutschen Standardsprecher Fords. Auch das wirkt sich positiv auf das Gesamtbild aus.
Mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht zum Film schreiben, am besten sollte sich jeder selbst ein Bild machen!