Von der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 habe ich als elfjähriger Junge, der sich nur am Rande für diese Sportart interessierte und auch sonst nicht so wahnsinnig viel von körperlicher Ertüchtigung hielt, nicht sonderlich viel mitbekommen. Damit meine ich, dass ich mir die Spiele mit deutscher Beteiligung wohl zwar mehr oder weniger angeschaut, das Spektakel aber ansonsten wenig bis gar nicht verfolgt habe. Trotzdem kannte ich alle deutschen Spieler samt deren Position auswendig, sogar die der Ersatzspieler. Zu verdanken hatte ich das der Firma Ferrero. Denn diese hatte schon seit jeher zu Fußball-Großereignissen ihren Produkten „Duplo“ und „Hanuta“ die sogenannten Sammelbildchen beigelegt, welche der fleißige Süßigkeitenesser dann in ein entsprechendes Album einkleben konnte.
Und so natürlich auch 1990. In meiner Klasse grassierte damals ein regelrechtes Sammelbild-Fieber, und auf dem Schulhof wurden fleißig fehlende Spieler getauscht. Es war die erste WM, die wir nach der Grenzöffnung miterleben durften und wir waren fasziniert von den Aufklebern. Daher haben sich die Namen Jürgen Kohler, Guido Buchwald und Raimond Aumann bis heute in mein Gedächtnis gebrannt. Mein eigentlicher Clou war aber das dazugehörige Album, welches man sich gegen die Einsendung von Briefmarken eines gewissen Wertes beim Ferrero-Bilderdienst bestellen konnte. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich täglich erwartungsfroh in den Briefkasten geschaut habe, nur um enttäuscht festzustellen, dass mein Album immer noch nicht da war. Umso größer war dann die Freude, als ich es endlich in den Händen hielt.
Ich glaube, in der damaligen Zeit und bedingt durch die eben geschilderten Ereignisse wurde meine Leidenschaft für Sammelalben, Sammelkarten und Sticker gelegt, welche sich bis heute gehalten hat. Und selbstverständlich hatte ich auch bei allen weiteren Europa- und Weltmeisterschaften wieder ein Ferrero-Sammelalbum.
Bis 2016. Da hatte sich die Firma wohl entschieden, dass dieses Konzept veraltet sei, oder dass die beigelegten Sticker zu teuer sind, oder was auch immer. Auf jeden Fall gab es zur EM besagten Jahres erstmals kein Sammelalbum, stattdessen gab es ein zweiseitiges Faltblatt, auf das man irgendwelche Karten aufkleben konnte. Oder so ähnlich. Ich habe mich nämlich nicht näher damit beschäftigt, denn ich war einfach nur sauer und enttäuscht, dass man diese schöne Tradition aufgegeben hatte. Mein Duplo- und Hanutakonsum war in diesem Sommer folgerichtig auch wesentlich geringer als sonst.
Nun steht uns jetzt wieder eine Fußballweltmeisterschaft bevor. Natürlich dachte ich, es würde wieder kein Album geben. Dieses Mal wurde ich jedoch angenehm überrascht: Ferrero hat tatsächlich wieder ein Sammelalbum am Start. An ihren Team-Cards haben sie jedoch leider trotzdem festgehalten. Also wieder keine Sticker in der Verpackung, sondern ein Code, mit dem man sich über das Internet dann mehrere dieser Karten bestellen und diese dann in das Album einstecken kann nachdem man sie erhalten hat (die entsprechenden Seiten sind aus dickerer Pappe und schon mit Schlitzen versehen). Zu jedem Spieler gibt es eine Karte.
Abgesehen davon, dass ich diesen unleidigen „In-der-Packung-ist-ein-Code-den-man-im-Internet-eingeben-muss-um-irgendwas-zu-bekommen“ Trend verabscheue: Warum nicht einfach wieder zurück zu den Stickern, wenn man doch schon wieder ein Album am Start hat?
Die Spannung beim Öffnen des Riegels war ja immer gerade das schöne, und manchmal klebte sogar noch etwas Schokolade am Bild. Auch das hat es irgendwie ausgemacht für mich.
Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben. Vielleicht hat Ferrero ja ein Erbarmen, und wir dürfen zur EM 2020 wieder Bildchen kleben. Zu wünschen wäre es jedenfalls!