Die Geschichte(n) meiner Actionfiguren

Was für Mädchen in den 1980er Jahren (Barbie-) Puppen waren, das waren für Jungs die sogenannten Actionfiguren. Die bekanntesten Produkte dieser Art waren sicherlich die „Masters of the Universe“ der Firma Mattel. Als Kind der DDR hatte ich natürlich bis 1989 keinen Zugriff auf derlei wunderbare Dinge. Mein altersbedingtes Zeitfenster nach der Öffnung der Grenzen war dann sehr klein, denn spätestens als Teenager hatte ich verständlicherweise anders gelagerte Interessenschwerpunkte. Ich musste also in zwei bis drei Jahren all das nachholen, was ich in der Zeit zuvor versäumt hatte. Immerhin auf vier verschiedene dieser Spielzeuge habe ich es dennoch gebracht, bevor ich mich dann anderen Dingen zuwandte.

Allen ist eines gemeinsam: sie gingen im Laufe der Zeit auf die eine oder andere Weise verloren, befinden sich jedoch dank eBay mittlerweile wieder in meinem Besitz. Zu jeder Figur gibt es zudem eine kleine Geschichte, welche ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte.

Ankylosaurus mit Sting aus der Serie „Dino-Riders“ (Tyco)

Die „Dino-Riders“ der Firma Tyco waren eine Spielzeugserie, welche Ende der 1980er Jahre auf den Markt kam. Erzählt wird die Geschichte von telepathisch begabten Außerirdischen, welche zur Zeit der Dinosaurier auf die Erde kommen, und sich mit Hilfe der Riesenechsen bekämpfen. Parallel zu den ausgesprochen detailgetreuen Figuren gab es zur besseren Vermarktung eine Cartoonserie. Insgesamt erschienen vier Serien mit unterschiedlichen Figuren, bevor das Franchise Anfang der 1990er Jahre dann wieder von der Bildfläche verschwand.

Wir waren zu DDR-Zeiten stolze Besitzer eines PKW der Marke Trabant. Obwohl dieser uns treue Dienste geleistet hatte, wollten meine Eltern sich natürlich dann irgendwann ein „richtiges“ Auto kaufen. Der Weg führte uns ins kleine niedersächsische Städtchen Nörten Hardenberg in ein Opel-Autohaus. Dort bestellten wir einen Opel Kadett, welcher dann einige Wochen später abholbereit sein würde. Anschließend führte uns ein kleiner Stadtbummel in diverse Läden, unter anderem auch in ein Spielwarengeschäft. Ich war sofort Feuer und Flamme, als ich die Dino-Riders-Figuren erblickte, was aufgrund meiner Begeisterung für Saurier auch wenig verwunderlich war. (siehe hierzu auch meinen Artikel „Dinomania Galore“)

Es gab die unterschiedlichsten Modelle die sich natürlich preislich erheblich voneinander unterschieden. Ich hatte meine Eltern dann so weit, dass ich mir für maximal 20 DM etwas aussuchen durfte. Also fiel meine Wahl auf den Ankylosaurus, welcher 19,90 DM kostete. Von allen Actionfiguren die ich je besessen habe, war und ist mir diese mit Abstand am liebsten.

Leider ist aber auch sie mir irgendwie abhandengekommen. Daher habe ich mich Anfang letzten Jahres im Internet auf die Suche begeben, um festzustellen, dass original verpackte Exemplare zu mittlerweile horrenden Preisen gehandelt werden. Letztlich wurde ich bei einem spanischen Händler fündig, welcher sogar eine deutsche Ausgabe in makelloser Verpackung für ungefähr 120 EUR anbot. Prompt schlug ich zu – musste jedoch erst einmal monatelang auf die Lieferung warten. Der Grund hierfür: während des Lockdowns in Spanien ging dort lange Zeit gar nichts. Der Händler beteuerte mir jedoch in regelmäßigen E-Mails, dass er mich nicht vergessen habe und er sobald es irgendwie möglich sei, das Paket verschicken würde. Umso größer war die Freude, als ich die Schachtel dann in den Händen hielt. Alles war genauso, wie ich es in Erinnerung hatte!

Optikk aus der Serie „He-Man new Adventures“ (Mattel)

Zu den „Masters of he Universe“ muss man sicherlich nicht mehr viel sagen. Von 1982 bis 1988 waren die Figuren um He-Man und seinen Erzfeind Skeletor in fast jedem Kinderzimmer zu finden. Gegen Ende ihrer Zeit waren sie jedoch immer unbeliebter geworden und die Verkaufszahlen waren im Keller. 1989 versuchte Mattel daher, mit den „New Adventures“ die Reihe in etwas modernisierter Form wiederzubeleben. Diese Versuche scheiterten jedoch ebenfalls und die Serie wurde 1992 wieder eingestellt.

In den Genuss der originalen Figuren konnte ich 1989 natürlich nicht mehr kommen, was ich natürlich schade finde. Wobei mir dieser Unterschied zur damaligen Zeit nicht wirklich bewusst war. Irgendwann Ende 1989 betrat ich zum ersten Mal in meinem Leben ein westliches Spielwarengeschäft, und war förmlich erschlagen. Gefühlt stundenlang stand ich vor den bunten Regalen mit ihren unzähligen Spielzeugen. Besonders die Actionfiguren hatten es mir angetan, und ich durfte mir tatsächlich eine aussuchen.

Meine Wahl fiel auf „Optikk“ aus der He-Man-Serie, einer der Bösewichte welcher einen großen Augapfel anstatt eines Kopfes hat. Fortan hatte ich ein neues Lieblingsspielzeug. Doch meine Freude währte nicht lange. Wie ich von einem gemeinen Nachbarsjungen über den Tisch gezogen und so um meinen Schatz gebracht wurde, habe ich an anderer Stelle ausführlich erzählt. Aber auch hier hat mir das Internet letztlich geholfen, wieder in den Besitz der Figur zu kommen!

Gary Großmaul aus der Serie „The Real Ghostbusters“ (Kenner)

Nicht nur der Kinofilm „Ghostbusters“ schlug 1984 ein wie eine Bombe. Auch die Zeichentrickserie, welche zwei Jahre später anlief, war ein großer Erfolg. Kein Wunder also, dass auch hierzu eine eigene Serie mit Actionfiguren aufgelegt wurde. Verantwortlich hierfür zeichnete die Firma Kenner. Neben den bekannten Geisterjägern um Peter Venkman gab es auch zahlreiche Geister, beispielsweise den berühmten Marshmallow-Mann.

Wir befinden uns im Jahr 1990. Es geht auf zur Klassenfahrt nach Kassel. Mit dem Bus werden Steffen und seine Mitschüler dorthin gekarrt. Man schaut sich einige Sehenswürdigkeiten an. Doch Steffen ist hieran nicht interessiert. Soll es doch anschließend noch in das Karstadt-Kaufhaus gehen. Steffen hat auch ein bisschen Geld mitbekommen, welches er nach Gutdünken investieren darf. Zusammen mit dem anderen Nerd der Klasse begibt sich Steffen prompt zu den Actionfiguren.

Während die Wahl seines Kumpels auf Skeletor trifft, entscheidet sich Steffen für Gary Großmaul. Es handelt sich hierbei um einen Footballspieler, dessen Rücken sich öffnen lässt und auf diese Weise das Maul eines grässlichen Monsters offenbart. Auf dem Heimweg liefert sich Gary im Bus schon die ersten erbitterten Kämpfe mit Skeletor.

Die Figur war innerhalb meiner Spielzeuge zwar nie mein Topfavorit, dennoch verbinde ich viele gute Erinnerungen mit ihr. Daher war es auch hier Ehrensache, sie mir noch einmal original verpackt zu besorgen.

Streetwise aus der Serie „Transformers“ (Hasbro)

Die „Transformers“ der Firma Hasbro gehören zu den beliebtesten Spielzeugen der 1980er Jahre und haben im neuen Jahrtausend dank der Kinofilme einen erneuten Aufschwung erhalten. Das Konzept ist aber auch zu gut: Roboter, die sich in Autos verwandeln können, kämpfen gegeneinander um die Weltherrschaft.

Ich war im Besitz des kleinen Polizeiwagens „Streetwise“, der sich natürlich ebenfalls in einen Roboter verwandeln konnte. Die Geschichte, wie ich hierzu kam, war jedoch bei allen meinen Actionfiguren die überraschendste. Es muss ebenfalls entweder 1990 oder 1991 gewesen sein, als ich an einem Samstagabend allein daheim vor dem Fernseher saß. Meine Eltern waren zu Besuch bei Bekannten, also hatte ich das Wohnzimmer für mich. Mein Plan war es, einen James-Bond-Film anzuschauen, der auf ARD ausgestrahlt werden sollte.

Meine Schwester war ebenfalls noch daheim, da sie auf ihren damaligen Freund wartete. Irgendwann traf dieser dann ein, um sie abzuholen. Vorher kam er jedoch noch zu mir ins Wohnzimmer, und drückte mit grinsend etwas in die Hand – „Streetwise“! Meine Überraschung und Freude über dieses unerwartete Mitbringsel waren verständlicherweise sehr groß. Und den restlichen Abend habe ich dann damit verbracht, mit der Figur zu spielen. James Bond war auf einmal gar nicht mehr so interessant!

Trotz der nur vergleichsweise kurzen Phase, in der „Westspielzeug“ für mich sowohl verfügbar als auch interessant war, hatte ich natürlich eine hervorragende Kindheit, an die ich mich sehr gern zurück erinnere. Und die Actionfiguren, die ich hatte und nun wieder habe, waren ein wichtiger Teil hiervon. Heute haben sie allesamt (natürlich in Originalverpackung) einen Ehrenplatz in meinem „Spielzimmer“.

Über Steffen Anton

Schreibt für die awesome Return und ist wohl das einzige Barney Stinson Double in Deutschland. Befüllt nun langsam seinen Retrochannel Nerdstuff & Nostalgia und hat ein sexy Monkey Island Tattoo.

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