Weihnachtsfilme gibt es wie Sand am Meer. Die bekanntesten Vertreter dieser besonderen Spezies sind wohl „Kevin allein zu Haus“ sowie die Abenteuer der Familie Griswold in „Schöne Bescherung“. Diese laufen auch hierzulande im Dezember rauf und runter. Ein bei uns eher unbekannter Film ist der 1983 entstandene Streifen „Fröhliche Weihachten“ („A Christmas Story“). Die Geschichte basiert auf den Kindheitserinnerungen des Schriftsteller Jean Shepherd. Worum geht es?
Der kleine Ralphie (Peter Billingsley) wünscht sich zu Weihachten irgendwann Anfang der 1940er Jahre nichts sehnlicher, als ein Red Rider Luftgewehr. Seine Mutter ist jedoch anfangs gar nicht begeistert von dieser Idee, denn er könnte sich ja ein Auge ausschießen! Schlussendlich bekommt er es aber doch noch, obwohl er nicht mehr damit gerechnet hätte. Der Festtagsbraten wird von einem Hund stibitzt, so dass die Familie am Ende des Films in einem chinesischen Lokal einkehren muss. Der Plot klingt recht unspektakulär und ist es auch. Aber mit einer fein distanzierten Ironie wird die Geschichte episodenhaft aus Sicht des erwachsenen Ralphie erzählt (im deutschen übrigens mit der Stimme von Harald Juhnke) und es macht Spaß, den Jungen bei seinem Alltag vor dem Fest zu begleiten.
Ich habe den Film irgendwann Anfang der 1990er Jahre nur einmal an Heiligabend auf ZDF gesehen, danach nie wieder. Das fand ich sehr schade und allmählich begann ich fast daran zu zweifeln, dass es ihn je gegeben hatte. Als das Internet mir neue Möglichkeiten der Recherche eröffnete, fand ich ihn jedoch wieder. Es gab ihn zwar nicht auf DVD, jedoch bei Amazon Prime als Download zu kaufen, wovon ich natürlich umgehend Gebrauch machte. Seitdem schaue ich ihn traditionell jedes Jahr am Samstag vor dem 1. Advent an, während ich den Adventskranz bastele.
So weit, so gut. Nun erfuhr ich vor einigen Wochen, dass eine Fortsetzung des Films produziert wurde, wieder mit Peter Billingsley in der Hauptrolle als nun erwachsener Ralph, der selbst Familienvater ist und nach dem Tod seines Vaters in seinem Heimatort zurück kehrt. Es wurden zudem zahlreiche andere Darsteller des Originals verpflichtet. Eine Sichtung des Trailers ließ mich voller Vorfreude zurück, denn er versprühte den Charme seines Vorgängers. Heute war ich nun im Kino, zu einer ungewöhnlichen Zeit: Sonntags um 13:25 Uhr, ich hatte den Saal quasi für mich allein.
Der Erzählstil wurde beibehalten, Ralph vermittelt also die Handlung aus einer zukünftigen Perspektive heraus. Immer wieder gibt es teilweise ins groteske überzogene Was-wäre-wenn-Sequenzen. Ansonsten dominiert, mehr noch als im ersten Film, Slapstick-Humor. Das wirklich schöne an „A Christmas Story Christmas“ sind zum einen die Bezüge zum Vorgänger. So wurde der komplette Straßenzug aus Teil eins als Kulisse originalgetreu errichtet, aus Kostengründen jedoch in Bulgarien. Einige Szenenbilder und Einstellungen wurden zudem eins zu eins reproduziert, was im Abspann noch einmal schön zu sehen ist. Zum anderen ist es die Geschichte, die den Zuschauer in ihren Bann zieht. Genauso wie Clark Griswold will der erwachsene Ralph nun anstelle seines Vaters für das perfekte Weihnachtsfest sorgen, jedoch liegt dessen Verlust wie ein schwerer Schleier über allem. Das verleiht der Story eine sehr emotionale Note.
Es ist schade, dass der erste Film in unseren Gefilden so unbekannt ist, denn dadurch verringert sich natürlich automatisch das Interesse an der wirklich sehenswerten Fortsetzung. Alle, die an Weihnachten in ihre alte Heimat zurückkehren, werden sicher das eine oder andere wieder erkennen. Von allen verspäteten Sequels, die in den letzten Jahren in die Kinos kamen (Ich denke hier an „Ghostbusters“ und Konsorten), hat mich „A Christmas Story Christmas“ am meisten begeistert, da man in jeder Minute das Herzblut der Verantwortlichen spürt, und auch die Einbindung eines verstorbenen Charakters wunderbar gelöst wurde.